Feb 11 2021

Die Blide war kein „Katapult“ – sondern eine Steinschleuder-Maschine!

Zahlreich ist der Unsinn, der über die Fernsehkanäle läuft; leider auch militärgeschichtliche Aspekte betreffend.

Zeichnung Anja Schönberger, Arnstadt

Das Mittelalter verwendete den Begriff Katapult überhaupt nicht. Er ist römischen Ursprungs, er beschreibt auch völlig andere Kriegsmaschinen. Bei der Blide (von Bli – Blei, zurückgehend auf die frühen schweren Bleigewichte der Trabuccos, den Vorgängertypen) handelt es sich um eine um 1240 entstandene Steinschleuder-Maschine mit beweglichem Gegengewicht, manchmal auch als Hybridtyp mit festem Gegengewicht (Blei) vorkommend. Ab dem 11. Jh. tauchen vermehrt in europäischen Quellen folgende Begriffe auf: die Mangen (Ziehkraft-Schleudern unterschiedlicher Größe; arab. Manjanik: Schleuder), dann ab um 1170 Petrarien (größere Ziehkraft-Schleudern unterschiedlicher Größe, grob abgeleitet von Stein also Steinwerfer), dann folgen um 1200 in Italien sicher belegt, die Trabucci (große Steinschleudern mit Ziehkraftseilen und festem Gegengewicht aus Blei) – 1212 erstmalig als triboc in Deutschland von Kaiser Otto IV. gegen die landgräfliche Runneburg in Weißensee/ Thür. eingesetzt – und wie gesagt ab um 1240 die Bliden (schon Steinschleuder-Maschinen).

Die Blide „schießt“ nicht – sie wirft oder schleudert. Schießen tut ein Schießgewehr…

Die Blide, wie auch die anderen Formen von Steinschleudern (Ziehkraft-Schleudern) und Steinschleuder-Maschinen, werfen oder schleudern sogenannte Blidensteine, keine „Wurfgeschosse“. Ein Panzer schleudert auch keine Handgranaten… Manchmal fliegen auch Bürgermeister, Feuertöpfe, Feuerkugeln, Fäkalienfässer usw. Unten im Bild „klassische“ Blidensteine. Deutlich sind drei Gewichtsklassen zu erkennen. Sie wurden von drei Bliden der Stadt Erfurt 1342 gegen Arnstadt geworfen; glücklicherweise für Arnstadt relativ erfolglos, weil die militärische Führung seitens der Belagerer unschlüssig über den Fortbestand der Stadt Arnstadt war. Sie werden oft mit den „Büchsensteinen“, der Munition der spätmittelalterlichen Steinbüchsen (Kanonen) verwechselt.

Oben im Bild links ein Blidenstein (etwas grober, halbschwere Blide, ca. 55 Kg) rechts ein Büchsenstein einer Steinbüchse; beide von der Belagerung der Burg Tannenberg 1399 stammend (alle Fotos Michael Kirchschlager).

Unten ein Bild der ehemaligen Runneburg-Blide, des einzigen historisch korrekten Nachbaus einer Blide (keine Gummis, keine Schweißnähte, keine T-Träger usw.). Leider nicht mehr existent, der Unfähigkeit, Dummheit und Mißgunst einzelner Bürokraten zu schulden.

Im Gegensatz zu den später sehr gut gehauenen Blidensteinen warf der Tribock des Kaisers noch sog. Tribocksteine (Bild unten), die aus dem südlichen (alten) Sachsen (Feldsteine) herangeführt wurden; Gewicht ca. 100 kg, welches den Tribock des Kaisers zu einer „schweren Steinschleuder“ klassifiziert. Sehr schön ist auf dem vorderen Exemplar die Beschädigung zu erkennen, die vom Aufprall auf eine Steinmauer der Runneburg zurückzuführen ist. Nach einem Erfurter Chronisten trachtete der Kaiser mit jenem teuflischen Werkzeug (instrumento dyabolico) die Burg zu zerstören. Trabucco kommt aus dem altital. und bedeutet soviel wie „Zerstörer“.

Auf Nachfrage versende ich gerne Fachbeiträge zum Thema Bliden und Blidensteine:

  1. Effizienz mittelalterlicher Steinschleudermaschien – in einem Sonderband der DBV
  2. Der Blidenstein – vom „Wurfgeschoss“ zum Zierelement
  3. Das Blidenhaus – spätmittelalterlicher Zweckbau für Militärtechnik und Gerät
  4. Mit Bliden und Büchsen gegen Burg Tannenberg (1399) – alle erschienen in „Burgen und Schlösser“, der Fachzeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e. V.
  5. Zuletzt: Große Büchsensteine in Thüringen – ein Beitrag zur Steinmunition des Mittelalters in „Neue Ausgrabungen und Funde in Thüringen“

Bitte Anfragen via Email an: info@verlag-kirchschlager.de

Über „Thüringer Burgen im Krieg“ ist ein Buch im Buchhandel erhältlich.

Bitte auch um Mitteilung, wo mglw. noch Blidensteine existieren bzw. in der Landschaft herumliegen. Verf. arbeitet an einer umfassenden Monographie zum Thema.

Hussitische Blidensteine (ca. 45-47 cm Durchmesser) von Waischenfeld in Franken (bei Bamberg); werden mitunter als „Schwedenkugeln“ bezeichnet, von schwed. Geschützen; die waren aber leider deutlich geringer im Rohrdurchmesser…


Sep 8 2020

Michael Kirchschlager im Porträt

https://www.verlag-kirchschlager.de/wp-content/uploads/2020/09/Video.mp4


Jul 2 2020

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Jan 4 2020

Emil bei den Wikingern – eine Rezension von Axel Eger (TA v. 20.12.2019)

Drachen haben auch Gefühle! Emil sagt das zu Brunhilda aus dem hohen Norden, an dessen Feuern die Sage von Sigurd, dem Drachentöter, so gern erzählt wird. Und Emil, der kleine Drache aus Thüringen, beschreibt mit seinem kessen Imperativ zugleich den Kern dieser Geschichte. Denn was Michael Kirchschlager im fünften Band der Saga aufgeschrieben hat, ist ein gefühlvoll erzähltes Abenteuer voller Herz, das Steffen Grosser mit ebenso schöner Illustration bereichert. Es gibt nur wenige Autoren für das Lesealter des jungen Schulkindes. Kirchschlager, studierter Historiker, meistert den Spagat zwischen spannender Unterhaltung und unaufdringlich vermitteltem Wissen. Das Mauersegler im Fluge schlafen können und wer die Berserker sind, erfährt der Leser en passant. Zum Schluss hört Emil den Gesang seiner Drachenmama:

Was wollen wir sein? – Grob oder fein?

Was können wir sein? – Dunkel oder rein?

Was werden wir sein? – Das bestimmen wir allein.

Emil hat seine Bestimmung gefunden. Mit einem Lächeln malt er eine Sonneblume tief in den Basalt. Es ist ein Lächeln, wie es im Buche steht.


Dez 23 2019

Weihnachtsgrüße!

Liebe Freunde, geschätzte Leserschaft, hiermit wünsche ich Euch allen eine gesegnete und friedvolle Weihnachtszeit sowie einen guten Start ins Jahr 2020! Dann begehen wir als kleiner Verlag ein großes Jubiläum – 25 Jahre Verlag Kirchschlager und zehn Jahre Drache Emil! Bleibt sicher! Euer Michael Kirchschlager


Okt 20 2019

Neuerscheinung: Emil bei den Wikingern – 5. Band der Emil-Saga

Liebe Drachenfreunde! Der 5. Band unserer Emil-Saga ist erschienen!

Was bisher geschah …

Der König der Trolle, Frott der Hässliche, verfolgt einen finsteren Plan: Mithilfe eines Erdrachen will er die Weltherrschaft an sich reißen. Durch die Dummheit eines Wals gelangt er in den Besitz eines Dracheneies. Außerdem nimmt er Emils Mama gefangen. Sie soll das Ei des Erddrachen ausbrüten.
Emil macht sich auf, seine Mama zu befreien. Mit viel Witz und Geschick gelingt es ihm, die Trolle zu bezwingen. Die Trolle wiederum sind von der Schönheit und der Stärke der Drachen begeistert. Trolle und Drachen schließen einen ewigen Frieden. Doch Emils Abenteuer gehen weiter: Noch immer muss Emils Papa einem grausamen Wikingerkönig dienen. Emil bricht auf, um ihn zu suchen, und findet dabei weit mehr als seinen Papa …

Im Reich der Wikinger herrscht der grausame König Ragnar. Umgeben von furchteinflößenden Kriegern führt dieser ein Schreckensregiment. Auch Emils Papa muss ihm dienen. Doch Emil ist entschlossen, Ragnars Herrschaft zu beenden. Die Leser des 5. Emilbuches begleiten den liebenswerten Drachen Emil auf eine abenteuerliche Reise ins Land der Nordmänner. Er lernt sonderbare Wesen und schöpferische Menschen kennen. Aber um seinen Papa zu retten, muss ihm ein Wunder gelingen …


Sep 20 2019

Termine, Lesungen, Ausstellungen 2020

Liebe Freunde! Alle aktuellen Termine, auch die meiner Autoren, findet Ihr auf der Verlagsseite www.verlag-kirchschlager.de.http://www.verlag-kirchschlager.de

Die Ausstellung „MÖRDER / RÄUBER / MENSCHENFRESSER“ ist vom 19. Januar 2020 im Stadt- und Bergbaumuseum Staßfurt zu sehen. Umfassende Informationen zur Ausstellung finden Sie auf www.kriminalia.de.http://www.kriminalia.de


Aug 27 2019

Monumentalwerk zur Geraer Stadtgeschichte: Chronik von Gera – Lexikon zur Stadtgeschichte von Steffen Löwe

Mit dem „Lexikon zur Stadtgeschichte“ legt der Geraer Historiker Steffen Löwe M. A. den ersten eigenständigen Band der „Chronik von Gera“ vor. Rund 500 Einträge beleuchten vielfältige Themenfelder geraer Stadgeschichte wie Politik, Wirtschaft, Kultur, Persönlichkeiten, Bauwerke, Denkmäler u. a. Zusätzlich bietet dieses Lexikon umfangreiche einblicke in große historische epochen und bettet städtische Begebenheiten anschaulich darin ein. Über 160 Abbildungen illustrieren dieses monumentale Werk und machen es in seiner Komplexität und Übersichtlichkeit zu einem Stndardwerk Geraer Stadtgeschichte.

Hardcover, Fadenheftung, Lesebändchen, 424 Seiten, 165 Abbildungen, ISBN 978-3-934277- 83-0, Preis: 39,80 Euro.

Aus dem Vorwort von Steffen Löwe

„Gera, die größte Stadt der reußischen Länder, zählt nahe zu 13.000 Einwohner und liegt in einer höchst anmuthigen Ausweitung des Elsterthales am rechten Ufer des Flusses. Die Straßen Geras sind meistens grad und freundlich und liegen fast ganz eben. Sieben größere und kleinere Plätze zieren die Stadt, welche durch 11 Thore geschlossen werden kann.“

Mit diesen Sätzen beginnt J. C. Kronfeld in seiner „Heimathskunde von Thüringen und dessen nächster Umgebung“ (Jena 1861) die Beschreibung der Stadt Gera. Er zeichnet das Bild einer Stadt, die noch ganz am Beginn ihrer industriellen Entwicklung stand, noch vor dem Zeitalter der großen Fabriken, der Arbeiterviertel und Fabrikantenvillen, das inzwischen auch schon wieder der Geschichte angehört und das Bild der Stadt doch bis in die Gegenwart so entscheidend prägt.

Was ist eigentlich eine Stadt? Die Stadt als Rechtsform, legitimiert durch das Stadtrecht – in Gera nachgewiesen seit 1237 –, entstand im Mittelalter und erfuhr bis in die Gegenwart hinein unterschiedliche Veränderungen. Heute hat die Bezeichnung einer Gemeinde als „Stadt“ nur noch symbolischen Charakter; sie verweist auf die historische Rechtsstellung einer so bezeichneten Gemeinde oder auch nur auf ihre zentralörtliche Bedeutung in der Gegenwart.

Mit diesem Band liegt erstmals ein Lexikon zur Geschichte der Stadt Gera in möglichst allen Aspekten vor. Naturgemäß war daher an vielen Stellen Neuland zu betreten. Die Geschichte einer Stadt in so vielen Facetten wie möglich zu beschreiben, erfordert methodisch die Beschäftigung mit einer ganzen Reihe von Themenfeldern. Stadtgeschichte ist gleichermaßen Politik-, Rechts- und Verfassungsgeschichte; Kunst-, Musik, Literatur- und Theatergeschichte; Wirtschafts-, Sozial- und Infrastrukturgeschichte; Bildungs- und Religionsgeschichte. Dieses Lexikon ist bemüht, zahlreiche Fragen zu beantworten, die sich aus den oben genannten Themenfeldern ergeben. Es ist bestrebt, ein Bild der Stadtgeschichte zu zeichnen, welches seine vielfältigen Verflechtungen sichtbar macht.

Auch wenn Gera sicher kaum jemals in seiner Geschichte im Blickfeld der großen Zeitenläufe lag, hat es doch zu fast jedem dieser Gebiete seinen Beitrag geleistet – sei als Residenzstadt eines kleinen Fürstentums, als Handels-, Manufaktur- und Industriestadt oder als Zentrum künstlerischer Avantgarde während der „goldenen“ zwanziger Jahre.

Ausdrücklich zu erwähnen ist auch, dass die Geschichte Geras, so wie sie in diesem Band verstanden wird, nicht nur die Geschichte der Stadt in ihrer einstigen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ausdehnung ist, sondern ebensosehr auch die ihrer eingemeindeten Ortsteile. Was heute „Gera“ heißt, ist eine kleine Kulturlandschaft mit einer Ausdehnung von 151 km². Es wurde daher versucht, diese gesamte Landschaft von Hermsdorf bis Falka und von Frankenthal bis Naulitz gleichermaßen in den Blick zu nehmen. Daher ist dieses Buch zu einem nicht geringen Teil nicht nur Stadt-, sondern auch Dorfgeschichte.

Anzumerken sei ferner, dass ausschließlich bereits verstorbene Personen mit biografischen Artikeln aufgenommen wurden. Beiträge zu den letzten Oberbürgermeistern wird der Leser daher ebenso vergeblich suchen wie beispielsweise zu den Ehrenbürgern Olaf Ludwig, Heike Drechsler und Ulli Wegner.

Manches mag dem Leser womöglich als etwas zu kurz gekommen erscheinen, anderes wiederum als zu weitschweifig und ausführlich. Dazu sei gesagt, dass Vollständigkeit in jedem nur denkbaren Themengebiet hinsichtlich der Geschichte einer Stadt von der Größe Geras selbstredend nie zu erreichen ist und auch nicht der Anspruch dieses Lexikons ist – wohl aber kann es (und wird es hoffentlich) den einen oder anderen Leser vielleicht zu eigener Beschäftigung, zu eigenen Forschungen zu manch einem vielleicht bisher zu kurz gekommenen Thema der Stadtgeschichte anregen.

Die „Chronik von Gera“ wird mit einer „Zeittafel zur Stadtgeschichte“ ihre Fortsetzung erfahren.


Aug 5 2019

Von Biberschwanz und Bärenkopf – Dritte, verbesserte Auflage

Unsere Vorstellungen vom mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Essen beruhen auf Schilderungen in literarischen Werken und Chroniken, auf Klosterabrechnungen, auf archäologischen Funden und Überlieferungen aus den seit dem 15. Jahrhundert aufkommenden gedruckten Kochbüchern. Dabei hat man oft den Eindruck, dass die Menschen im Mittelalter sowie in der Barockzeit unmäßig getafelt und verschwenderisch gezecht hätten.
Das stimmt aber nur zum Teil, denn die historische Küche und die Kochkunst waren weit mehr. Schon die ersten bekannten Küchenmeister legten größten Wert auf eine Kenntnis der Zutaten und die richtige Zubereitung.

Das vorliegende Buch des Historikers und Autors Michael Kirchschlager, der sich selbst seit mehr als 25 Jahren mit den Speisen und Tischgewohnheiten des Mittelalters und der Renaissance beschäftigt und unter anderem 1998 das älteste Reinheitsgebot zum Brauen von Bier (Weißenseer Reinheitsgebot von 1434) entdeckte, gewährt allen Freunden des verwöhnten Gaumens einen interessanten und vielfach auch kuriosen Einblick in die Welt der historischen Küche. Originale historische Rezepte, viel Wissenswertes und wahre Anekdoten rund um die Geschichte des Essens nehmen Sie mit auf eine schmackhafte Reise in die sächsische Vergangenheit.

Dresdner Buchverlag, ISBN: 978-3-946906-09-4
Hardcover, reich illustriert,
392 Seiten
Preis: 20,00 Euro

Erscheint am 15. September 2019


Jun 18 2019

Andrea Kirchschlager – Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1753–1797 – eine Rezension von Peter Unger

Dritter Band der wertvollen Nachschlagewerke erschienen

Kürzlich erschien in der „Schriftenreihe der Stiftung Stoye“ (Marburg an der Lahn) der Band 73, das „Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1753–1797“.Es ist das mittlerweile dritte, von der Historikerin und  Arnstädter Stadt- und Kreisarchivarin Andrea Kirchschlager in dieser Reihe publizierte Arnstädter Bürgerbuch. Umfasste Band 1 den Zeitraum von 1566–1699 (Band 53 der Reihe), so ging es im 2. Band (Band 61 der Reihe) um die Bürgeraufnahmen zwischen 1700–1753. Grundlage dieser, für Historiker, Genealogen und andere Interessierte unentbehrlichen Nachschlagewerke, sind die Bürgerbücher der Stadt Arnstadt. Von diesen sind sechs Exemplare von 1566 bis 1912 überliefert, die sich im Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt befinden.

Im neuen Bürgerbuch 1753–1797 sind 2131 Personen verzeichnet, die in diesem Zeitraum als Bürger der Stadt Arnstadt Aufnahme fanden. Das waren durchschnittlich 48 Bürgeraufnahmen im Jahr. Jeder Neubürger hatte zwei Bürgen, darunter auch Verwandte. Neben einem differenzierten Bürgergeld musste jeder 18 Groschen für einen Ledereimer zum Feuerlöschen entrichten. Bürgerrechte konnten durch Geburt, Heirat, Erbschaft, Erwerb von Haus- und Grundbesitz oder durch Aufnahme erworben werden. Den Bürgereid leistete man im Beisein der zwei Bürgen im Rathaus. Bürger zu werden, begehrten nicht nur Einheimische, sondern auch Auswärtige aus Nah und Fern.

Wie bei den bereits erschienenen Bänden, wurden für die Erarbeitung des neuesten Buches wiederum die seit 1583 überlieferten Kirchenbücher sowie weitere Quellen und Literatur zur Ergänzung der Personenangaben herangezogen. So verzeichnet auch dieses Bürgerbuch in den Kirchenbüchern recherchierte Daten über Geburt/Taufe, Heirat, Tod/Begräbnis und verwandtschaftliche Verbindungen. Daneben lassen sich eine Auswanderung nach Amerika, ein „liederlicher Lebenswandel“ oder Teuerung mit einhergehender Hungersnot nachweisen. Hinzu kommen Unglücksfälle und andere tragische Ereignisse, wie Krankheiten oder Selbstmorde. Das verhalten bei Letzteren mag ein Beispiel auf S. 36 (Nr. 118) verdeutlichen. Es ging um Juditha Salome Frosin, die im November 1778 mit 57 ½ Jahren starb. Sie war am 25.11., vormittags 11 Uhr: „[…]in dem auf der Kirchgaße nahe bey der Oberkirche gelegenen grosen Brunnen todt gefunden worden. Sie war zwar alsobald aus dem Brunnen herausgezogen und da sich ihr Ehemann ihrer nicht annehmen wollte, in das an der erfurter Mauer gelegene Todtengräbers Wohnhaus gebracht und an ihr alle mögliche Mittel gebraucht, ob in ihr noch einiges Leben sein mögte; Alleine da, sie im Waßer völlig erstickt und würcklich todt war, alle Mittel umsonst angewendet waren; So ist sie hernach [… am 27.11.1778 …] früh in der Stille auf Kosten ihres Ehemanns, auf dem Gottesacker [Alter Friedhof] an einem abgelegenen Ort daselbst begraben

[worden]

.“

Für stadtgeschichtliche Forschungen besonders interessant sind das Register der Straßennamen/Wohnplätze und das Sachregister. Zudem ermöglichen Personen,- Berufs- und Ortsregister eine sichere Orientierung und Handhabe des wertvollen, 463 Seiten umfassenden Buches mit Festeinband (ISBN 978-3937230-34-4, Preis 29,80 €).

So ist der versierten Forscherin Andrea Kirchschlager, ein weiteres Standardwerk zur Arnstädter Stadtgeschichte gelungen, das für vergleichbare Arbeiten zukünftig neue Maßstäbe setzt, ebenso, wie die beiden, bisher erschienen Bände. Herzlichen Dank dafür!