Gedanken zur Leipziger Buchmesse

Die Leipziger Buchmesse endete dieses Jahr, im 1. Jahr der Super-Krise, mit einem exorbitanten Ansprung der Besucherzahlen auf 147.000. Die Leute lesen wieder! Kaum zu glauben, aber wahr. Da wünscht man sich als Verleger mehr Krisen von dieser Sorte…

Aber: Ich habe niemals am Verstand unserer Leserinnen und Leser gezweifelt, vielmehr an der Existenzberechtigung einer subventionierten Wirtschaft, die von geldgierigen, gewissenlosen Managern geprägt wird.

Doch ich will nicht jammern, denn das uns „Ostdeutschen“ (kurz Ossis) noch immer nachgesagte „Jammern“ warf mir ein österreichischer Kollege bitterböse vor. „Handelt lieber“, sagte er. Doch wie? „Na, ihr habt doch dieses Jahr die Wahl…“

Tja, so ist es, dachte ich, die Wahl, die wird uns alle noch verfolgen. Und so hielt ich dieses Jahr Ausschau nach Politprominenz. Man muß sich seine Kandidaten ja mal ansehen… Und tatsächlich, es lief einer der ganz großen Politiker an unserem Stand vorbei: Herr Thierse von der Bundes-SPD. (Das ist der stellvertretende Bundestagspräsident, der immer ehrliche, nachdenkliche, intellektuelle, etwas nuschelnde Rauschebart). Ich winkte ihm freundlich zu, aber seine Leibwächter sahen mich nur instinktiv feindselig an und schoben ihn weiter. Die hatten wohl nichts im Sinn mit Kriminalfällen (angesichts des Amoklaufes auch kein Wunder). Dafür hatte ich Verständnis.

Dann gab es auch noch eine Menge Schauspieler zu sehen, wie z. B. Caroline Beil oder einen großen älteren Herrn aus einer „Hotelserie“, dessen Namen mir nie einfällt. Mein Freund und unsere Praktikantin gingen dann noch zu Markus Beyer, den Boxer, meinen Landsmann! Kommentar: Der hat ja gar keine Nase mehr!

Aber ich konnte dieses Jahr gut auf die Promis verzichten, denn unser kleiner Stand war regelmäßig von unseren lieben, treuen Stammleserinnen und -lesern umlagert und so wurde es nie langweilig. Allerdings war das Gedränge manchmal unerträglich, zumal es an unserem Stand auch immer mal ein paar markige Sprüche gab… Und Postkarten mit Fallbeilen drauf – zum kostenlosen Versand. Die waren der Renner, denn so fast jeder der vorbeikam hatte dafür irgendeine Verwendung…

Und schließlich kam doch noch Politprominenz an unseren kleinen Messestand, wenn auch keiner der ganz Großen, aber dafür aus dem Ilm-Kreis: Der Beigeordnete und stellvertretende Landrat Rainer Zobel. Es war ein gutes Gespräch, wenn auch kurz, aber immerhin. Und als ich ihn vorsichtig fragte, in welcher Partei er sei, sagte er: „In keiner.“ Wie? „Ich bin ein Freier Wähler.“ Und da war sie wieder, die Wahl…