Karpfen blau

Mein Internet-Guru sagte mir vor wenigen Tagen, ich solle mehr Kochtipps auf meiner Blog-Seite einstellen, dann würde sie mehr gelesen… Nun denn, wenn das hilft, hole ich mir Unterstützung bei einem in dunklem Wasser schwimmenden, letzten „Deutschen“ – dem deutschen Karpfen!
Bei keinem Gericht streiten sich die Leute mehr, als bei „Karpfen blau“. Dem einen ist er zu eklig, wegen seiner äußeren „Erscheinung“ (Fischaugen, Schleim, Geruch), die anderen können nicht genug von ihm kriegen – ich z. B. Am liebsten esse ich ihn „blau“, d. h. er muß, bevor ich ihn in einem heißen Sud (halb Wasser, halb Wein, pro Karpfenpfund eine Handvoll Salz; nach einem Rezept von 1534) ) ziehen lasse, mit heißem Essig übergossen werden. Dazu reiche ich natürlich Salzkartoffeln, geschmolzene Butter, Meerrettich (handgemacht oder von „Spreewaldrabe“) und eventuell „Citrone“. Man kann den Karpfen aber auch in einem Schwarzbiersud ziehen lassen (norddeutsch) oder in seinem eigenen Blut (polonisch – polnisch) oder man schiebt ihn einfach gut gefüllt (Wurzelwerk, Nüsse, anderes Fischbrät etc., je nach Phantasie) – auf einer Tasse „stehend“ – in die Backröhre. Ja, und dann ist dem Choleriker geholfen, denn „Karpfen blau“ „dämpft“ ihn (nach der mittelalterlichen Vier-Säfte-Lehre) – was ich vollauf bestätigen kann. Also Leute, auf zum Fischgeschäft Eures Vertrauens und dann ran an den deutschen Karpfen. Ob sich die Kois des Nachbarn zum Verzehr eignen, kann ich nicht sagen, wurde mir aber unter der Hand bestätigt… (Letzte Bemerkung soll gar nichts heißen!) Schönes Wochenende! Euer Mittelalter-Koch Michael Kirchschlager
PS Steckt man die größte Schuppe des Sylvester-Karpfens in den Geldbeutel, soll das ein Glücksbringer sein – besonders für den Geldbeutel selbst. Dabei zeigt die Größe der Schuppe das zu erzielende Vermögen an… Dieses Jahr war meine Schuppe klein, sehr klein… Aber immerhin…