Neue Rezension in der Buechereule.de von Eskalina

Um es vorweg zu sagen, dies ist kein Buch für zarte Gemüter. Sind bei vielen Thriller-Autoren mittlerweile grausame und blutige Detailschilderungen modern geworden, um Aufmerksamkeit auf dem heiß umworbenen Buchmarkt zu erlangen, so kann sich der Leser eines solchen Werkes doch beruhigt beim Lesen zurück lehnen und sich seiner Gänsehaut freuen, denn letztlich ist das meiste nur Fiktion.

Ganz anders sieht es in diesem Buch aus, denn hier finden sich tatsächlich geschehene Morde, deren Grausamkeiten dank vieler erhaltener Dokumente noch heute erschüttern. Stephan Harbort, der in Deutschland als Experte für Serienmorde und Täterprofile gilt, stellt dem Ganzen seinen Bericht „Serienmörder, Mensch und Monster“ voran, in dem er u.a. versucht, die Faszination zu erklären, die Serienmörder schon immer auf die Menschen ausgeübt haben.
Dann finden sich beginnend mit der legendären Bean-Family (ein schottischer Kannibalenclan um 1436) die Berichte über die verschiedensten Täter, die immer eines gemeinsam hatten: Sie mordeten unzählige Male. Es finden sich Raubserienmörder, Kannibalen, Sexualstraftäter ebenso, wie Giftmörderinnen und Sadisten – Kirchschlager nennt zum Teil ihre Motive, so sie überliefert sind und nimmt den Leser mit auf eine grausige Reise quer durch Europa. In sachlicher klarer Sprache schildert der Autor die unterschiedlichsten Taten, ohne Effekthascherei, aber so lebendig, dass es niemals Langweilig wird.

Anhand der chronologischen Einteilung zeichnen die Morde, Geständnisse und Bestrafungen auch ein Bild der damaligen Gesellschaft, ihrer Justiz und Vorstellung von Gerechtigkeit.

Der Schluss gehört der jüngsten Vergangenheit: Dr. Mark Benecke mit seinem Bericht über den homosexuellen, pädophilen Sadisten Luis Alfredo Garavito aus Kolumbien, einem Mann, der mehr als dreihundert Jungen im Alter von acht bis zwölf Jahren auf dem Gewissen hat.

Viele Abbildungen historischer Holzschnitte von Gerichtssitzungen, Folter und Hinrichtungen, aber auch von einigen Tätern, sorgen für ein lebendiges und abwechslungsreiches Gesamtbild und unterstreichen ebenso wie das Lesebändchen die sorgfältige und schöne Aufmachung des Buches.

Mein Fazit: Ein Buch, das eine dunkle Faszination ausübt und verstörende Parallelen zu Tätern der Gegenwart aufzeigt. Wer sich für das Thema interessiert, findet hier ein gut recherchiertes und klug erzähltes Stück Geschichte um den Mythos Serienmörder, lernt die verschiedenen Gesichter der Tat kennen und auf erschreckende Art und Weise auch die Mechanismen, die einen Täter erschaffen. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und war vom ersten Satz an fasziniert, deshalb 10 von 10 möglichen Punkten.