Die Nacht der Serienmörder – Ein Eventbericht von Wolfgang Brandt bei www.geisterspiegel.de

31. Oktober 2009 – es war Halloween, der Tag, an denen Kids mit ihrem Spruch »Süßes oder Saures« von Haus zu Haus zogen oder so manche Party stattfand. Mich zog es nicht zu so einer Party. Mein Ziel war die thüringische Stadt Arnstadt, in der sich seit 1608 am Ried das historische Gast- & Logierhaus »Goldene Henne« befindet.

Der Verleger Michael Kirchschlager hatte zur »Nacht der Serienmörder« eingeladen. »Dies hat zwar nichts mit Halloween zu tun, der Termin des Events fällt rein zufällig auf den heutigen Tag«, so der Chef des Verlages in seiner Begrüßungsansprache.

Überpünktlich trafen zahlreiche Gäste im 1865 als Speise- und Tanzsaal angebauten nördlichen Seitenflügel ein, um hautnah »Die Nacht der Serienmörder« erleben zu können.

Michael Horn brillierte mit einem Beitrag zu seinen Recherchen über die Familie Pämb, die man auch die »Pappenheimer« nannte. Anfangs etwas holprig – der Autor sprach zum ersten Mal vor Publikum – steigerte sich Michael Horn von Satz zu Satz. Äußerst interessante Dinge vermittelte er den interessierten Zuhörern über den Aufstieg und Fall der Landstreicherfamilie. Der Prozess um die Pappenheimer entwickelte sich von einem Kriminalprozess zu einem Hexenprozess, an dessen Ende die Hinrichtung der gesamten Familie und Kumpanen stand.

So vielfältig die Thematik des Abends war das von Familie Becker, Küchenchef Kühn und weiteren Mitarbeitern des Hauses »Goldene Henne« vorbereitete warme und kalte Büfett. Da fiel mir die Auswahl wirklich schwer – doch mein Gaumen freute sich über all die Leckereien, die er bekam. Nach dem Essen blieb noch ein wenig Zeit, um mit einigen Gästen ins Gespräch zu kommen. Darunter befand sich unter anderem Nicole Marquardt, die ich noch vom Festa Verlag kenne.

Der nächste Programmpunkt führte die anwesenden Gäste in das Jahr 1924. Armin Rütters las aus »Historische Serienmörder – Band II« seinen Part »Vater Denke. Ich rieche, rieche Menschenfleisch«. Nach dem Essen wirklich harter Tobak, was man da zu hören bekam.

Herr Rütters reiste mit seinen Zuhörern in die Vergangenheit und führte an, dass Karl Denke ein unscheinbares und einsames Leben führte. Denke sei verschlossen gewesen und galt schon als Kind im Ort als zurückgeblieben. Im Zeitraum von 1903 bis 1924 ermordete Vater Denke 31 Menschen, führte akribisch Buch über diese Morde – sogar die jeweilige Menge an menschlichem Frischfleisch war darin zu lesen. Während seiner Recherche zu diesem Fall hat Armin Rütters viele Fakten über den Schlesischen Serienmörder zusammengetragen. Will man detaillierte Fakten über Karl Denke, findet man in der Person Armin Rüttgers einen kompetenten – ja den kompetentesten Ansprechpartner. Rütters war selbst in dem Haus ehemals Teichstraße Nr. 10, in dem alles geschah. Das Angebot der heutigen Besitzerin, dieses berühmt-berüchtigte Haus zu kaufen, hat er dankend abgelehnt, da er die Geschichte dieses Hauses sehr genau kennt.

Während der Ausführungen von Armin Rütters war es im Publikum sehr ruhig – man konnte, wenn nicht die rhetorisch perfekte Vortragsweise gewesen wäre -, im wahrsten Sinne des Wortes eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Ein Vortrag, der seinesgleichen sucht.

Szenenwechsel – nächster Akt. Die Podiumsdiskussion zum Thema »Gibt es den geborenen Verbrecher« stand an. Als Gäste zu dieser Talkrunde hatte Moderator Michael Kirchschlager die Diplompädagogin Petra Klages, den Kriminaloberrat a. D. Klaus Dalski sowie den Historiker Wolfgang Krüger eingeladen. Im Verlaufe der Diskussion waren sich alle Teilnehmer einig – es gibt ihn sicherlich nicht. Äußere Einflüsse wie Elternhaus und Gesellschaft wirken darauf ein, ob und wie sich ein Mensch zum Verbrecher entwickelt. Klaus Dalski sei hier besonders hervorgehoben, der als erster Sprecher die Diskussionsrunde mit einer Humoreske eröffnete, sehr locker flockig.

Es folgte ein Showakt, den Hypnose-& Mentalcoach Uwe Dittrich aus Mühlhausen/Thüringen mit drei Freiwilligen bestritt. So unterschiedlich die Meinungen zum Thema Hypnose auch sind, hat mir diese Showeinlage gezeigt, wie sich ein Mensch unter Hypnose verhält. Im Pausengespräch haben zwei Probanden mir bestätigt, dass sie zwar wussten, dass sie unter Hypnose stehen, doch was mit ihnen geschah, hatten sie kaum bzw. nicht wahrgenommen.

Schlusspunkt des offiziellen Programms bildete ein Interview mit Frau Petra Klages, die in »Brieffreundschaft« mit einem Serienmörder stand. Petra stand dem Fragenden Rede und Antwort – wie es dazu kam, sich mit Serienmördern und dem Phänomen des Serienmordes zu beschäftigen.

Es wurde für mich Zeit, die Heimreise anzutreten. Doch irgendwie kam ich nicht so recht weg, musste noch hier und da Fragen zum Geisterspiegel beantworten, besonders am Tisch der Kriminalia-Freunde. Ich wäre gern noch geblieben, denn ein harter Kern verweilte noch im Saal – wie lange, kann ich leider nicht sagen. (Anmerkung Michael Kirchschlager: Der „harte Kern“ von etwa 15 Kriminalia-Freunden hielt es bis gegen 4 Uhr aus. Der letzte Kriminalia-Freund ging gegen 6.30 Uhr zu Bett…)

Fazit:

Die »Nacht der Serienmörder« war ein sehr gut organisierter und an Themen reichhaltiger Event. Das gesamte Team um Michael Kirchschlager und der Familie Becker hat ganze Arbeit geleistet.

Geschichtsträchtig ist die »Goldene Henne«, geschichtsträchtig und mörderisch waren die Themen des Abends, interessant und aufschlussreich die Diskussionen an den Tischen und in den Pausen.

Ich habe mich zu jeder Minute sehr gut unterhalten gefühlt.

© Wolfgang Brandt