Der verblüffte Nikolaus

Gestern übernahm ich in der Himmelfahrtskirche zu Arnstadt die Rolle des heiligen Nikolaus. Ich wollte schon immer mal einen Bischof mimen. Küchenmeister und Bannerträger war und bin ich ja zur genüge. Bevor wir in der Sakristei Aufstellung zum Auszug in die Kirche nahmen, kamen noch zwei brasilianische Studenten herein, Fabio und Andrea, die ein Praktikum in unserem St. Elisabeth-Kindergarten machen. Unser Pfarrer fragte deshalb in die Runde – und dabei sah er auch zu den Meßdienerinnen und Meßdienern – ob nicht jemand spanisch spreche oder etwas ähnliches, was die beiden verstehen könnten. Alle zuckten hilflos mit den Schultern. Lea sagte, fast entschuldigend: „Ich spreche leider nur arabisch, englisch und latein.“ Mir verschlug es fast die Sprache. Eine Schönstattschwester, selbst einmal Sekretärin eines Bischofs, klärte mich auf. „Die Lea geht auf eine Sprachspezialschule.“

Der Heilige aus Myra, man findet sehr viel im Internet über ihn, hat auch für meine obskure Kriminalfallsammlung etwas hinterlassen. Einst wurden drei Scholaren von einem Gastwirt meuchlings ermordet und in Stücke gehauen. Die Einzelteile der studentischen Zecher versteckte er gepökelt – wie  einst Vater Denke – in einem großen Faß. Der heilige Nikolaus aber, der auf Zurufen eines Engels die ganze Sache durchschaute, stellte den Wirt zur Rede, fand das Faß, nahm die Einzelteile der getöteten Scholaren und fügte sie wieder zusammen, wobei diese ins Leben zurückkehrten. Eine hochinteressante, farbige Darstellung der Szene findet man in der Marienkirche zu Mühlhausen auf einer Altartafel des 15. Jahrhunderts. Sie ist auf der Wikipediaseite zum hl. Nikolaus (Foto Friedrichsen) abgebildet.