Hans Stahl und der Tod der Rosen – eine Rezension von Thomas Matterne bei amazon.de
Endlich beschert Michael Kirchschlager seiner Fangemeinde nach seinen
beiden Crako-Romanen (FESTA Verlag) einen neuen historischen
Kriminalroman: Hans Stahl und der Tod der Rosen. Der historische Krimi –
nominiert für den Thüringer Krimipreis 2012 – spielt in der alten
thüringischen Stadt Arnstadt und betritt die schaurige Bühne der
Regionalkrimis mit einem Stoff, der in der Zeit des Dreißigjährigen
Krieges spielt. Michael Kirchschlager, ein bekennender
Grimmelshausenverehrer (hat er mir selbst erzählt) spart nicht mit
„Derbheiten“ und „Grobianismen“. Wer seine Arbeiten kennt, weiß, was auf
ihn zukommt. Also Lesevergnügen für Leute mit starken Nerven!
Nun zum Inhalt: Hans Stahl, Sohn eines Waffenschmiedes und Hauptmann der
Arnstädter Stadt- und Schloßwache, sorgt mit seinen Männern (alles
Haudegen und Landsknechte, wie man sie sich vorstellt) für den Schutz
der Bürger. Doch der Mord an der Schönfrau Rebecca Langhaar, die im
städtischen Bordell in der Großen Rosengasse begierlichen Männern zu
Diensten stand, überschattet das friedliche Leben in Arnstadt. Schnell
hat der korrupte Amtsrichter Paulus Ernestus Herodes einen Schuldigen
gefunden: den Haudrauf, Säufer und Hurenfreund Albrecht von Ingersleben.
Doch auch nach der Enthauptung des Adligen kehrt in Arnstadt keine Ruhe
ein, denn die „Mutter Oberin“ der Schönfrauen, Madame Ampolonia, wird
als Hexe denunziert. Was an Gräueln folgt, ist kaum zu beschreiben. Die
Handlung (historisch rekonstruierte Hinrichtungen, Folterungen etc.
eingeschlossen) ist zwar frei erfunden, könnte sich aber so oder ähnlich
an diesem oder jenem Ort zugetragen haben. Die Hinrichtung des adligen
Herrn von Ingersleben ist der Hinrichtung des Giftmörders Taubert in
Arnstadt von 1811 nachempfunden (vgl. Thüringer Kriminalchronik
hingerichteter Verbrecher). Dichterische Freiheit wird mit historischen
Fakten verwoben. Und: Jede Ähnlichkeit mit noch lebenden Personen wäre
dennoch rein zufällig und nicht gewollt, so beschwört es der Autor und
fast möchte man es ihm glauben … Die Figur des Amtsrichters Paulus
Ernestus Herodes könnte ein aalglatter Juristen-Bürokrat der Gegenwart
sein. Wählte Kirchschlager für seine Crako-Romane fiktive Gestalten,
entschied er sich hier für historisch verbürgte Personen. Stadtleutnant
Hans Stahl lebte wirklich; bis zum 30. Mai 1638, als er durch die
heimtückische Kugel eines kaiserlichen Regimentsquartiermeisters
erschossen wurde. Im Arnstädter Rathaus findet sich ein übergroßes
Wandbild eines prächtigen Offiziers aus der Zeit um 1600/1620; diesen
stolzen Mann erweckt Kirchschlager zum Leben.
Fazit: Bei Kirchschlager geht es wieder einmal um den Kampf Gut gegen
Böse; mehr nicht, aber auch nicht weniger. Die historischen Romanfiguren
agieren nicht wie moderne Ermittler (Hans Stahl ist kein
Kriminalhauptkommissar des 17. Jahrhunderts), was man des öfteren in
historischen Krimis findet und was einfach nur lächerlich wirkt.
Kirchschlagers Hans Stahl agiert ziemlich realtitätsnah. Gerechtigkeit
schafft nicht die Obrigkeit, Gerechtigkeit schafft das Volk – auf
grausame, symbolische Weise. (5 Sterne)