„Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699“ erschienen

Die Stiftung Stoye legt mit Band 53 ihrer Schriftenreihe eine Abschrift der ersten beiden Bürgerbücher der Stadt Arnstadt vor. Für diese umfangreiche Arbeit fand die Stiftung in Andrea Kirchschlager eine Autorin, deren Sach- und Fachkenntnis als Historikerin und Leiterin des Stadt- und Kreisarchivs Arnstadt, deutlich erkennbar wird. Die Stiftung Stoye, mit Sitz in Marburg, geht auf deren Gründer, den Apotheker Rudolf Stoye (1898-1969) aus Speyer zurück, der familiäre Wurzeln in Mitteldeutschland hatte und selbst Ahnenforschung betrieb. Sie wurde 1991 errichtet, in Nachfolge der seit 1971 in der Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung bestehenden Stiftung gleichen Namens. Die Arbeit der Stiftung konzentriert sich auf die Edition genealogischer Quellen aus dem mitteldeutschen Raum.

Im Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt befinden sich sechs Bürgerbücher für den Zeitraum von 1566 bis 1912. Insgesamt 3607 Menschen sind von 1566 bis 1699 in Arnstadt Bürger geworden, darunter nicht nur einheimische Bürgerkinder, sondern auch zahlreiche Auswärtige aus Orten der näheren und ferneren Umgebung.

Bürgerrechte konnten durch Geburt, Heirat, Erbschaft, Erwerb von Haus- und Grundbesitz oder Aufnahme erworben werden. Bedingungen waren die Entrichtung des Bürgergeldes, der  Nachweis eines bestimmten Vermögens und die Bereitstellung von Feuereimern für den Brandfall. Der Bürgereid mußte im Rathaus in Anwesenheit von Bürgen geleistet werden.

Bürgerkinder zahlten kein Bürgergeld. Auswärtige erhielten bei Heirat mit einer Bürgertochter- oder witwe einen Erlaß an Bürgergeld, mußten einen Geburtsbrief als Nachweis ehelicher Geburt erbringen, keine Rechtsstreitigkeiten anhängig haben und einen Abschied oder eine Kundschaft vorlegen, die bestätigte, daß keine Bedenken wegen des Wegzugs von alten Wohnort bestünden. Auch der Religion wegen Vertriebene wurde als Bürger aufgenommen. Im Bürgerbuch finden sich neben Angaben zum Familien- und Vornamen, Daten der Bürgeraufnahme, Berufe, Herkunftsorte, Bürgergeld, auch die in den in Arnstadt ab 1583 überlieferten Kirchenbüchern recherchierten Lebensdaten, wie Geburt/Taufe, Heirat, Tod/Begräbnis, verwandtschaftliche Beziehungen. Aber auch außergewöhnliche und tragische Ereignisse im Leben der Bürger und ihrer Familien wurden festgehalten, z.B. Unglücksfälle, Mißgeburten, Krankheiten, Selbstmorde, Straftaten, Hinrichtungen, Hexenverbrennungen, Brände. Sogar Kuriositäten und Spitznamen fehlen nicht. Amtsträger und Persönlichkeiten wurden ausführlicher behandelt. Andere Quellen, wie Stadtrechnungen, Chroniken und Leichenpredigten wurden mit eingearbeitet.

Mit diesem Band entstand ein Standardwerk zur Arnstädter Bevölkerungsgeschichte und Genealogie, aber auch zur Stadt-, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, in dem zahlreiche Informationen über die Bürgerschaft Arnstadts in der frühen Neuzeit enthalten sind. Das einmalige Werk besticht durch die Fülle an Informationen und setzt im Bereich der deutschen Bürgerbucheditionen neue Maßstäbe. Es umfaßt 654 Seiten und enthält ein umfangreiches Namens-, Berufs-, Orts- und Sachregister. Die Auflage ist mit 300 Exemplaren limitiert und kann zum Preis von 29 Euro über den Buchhandel bezogen werden

(ISBN 978-3-937230-17-7).

Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1566-1699

Bearbeitet und aus Kirchenbüchern und

anderen Quellen ergänzt von Andrea Kirchschlager

Schriftleitung: Dr. Jochen Steinecke

Marburg an der Lahn 2011

Schriftenreihe der Stiftung Stoye

Band 53

Hardcover, Fadenheftung, 654 Seiten

ISBN 978-3-937230-17-7

Preis: 29 Euro

Die Stiftung Stoye

Robert Albert Julius Stoye erlebte die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts als Soldat; aus dem 2. Weltkrieg kehrte er als Oberstabsapotheker zurück. Selbst in diesen Zeiten bemühte er sich, das von ihm erarbeitete Wissen um die mitteldeutschen und mittelrheinischen Quellen seiner Familie zu bewahren und zu erweitern. Nach über 30-jähriger genealogischer Forschung begann er Mitte des 20. Jahrhunderts schließlich, seine Ergebnisse zu fixieren und bei der Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung e.V. (damals Sitz Marburg, jetzt Leipzig), der Pfälzischen Landesbibliothek in Speyer und an anderer Stelle zu hinterlegen. Mit diesen Arbeiten, die in Band 42 der Schriftenreihe Stoye zusammengefaßt und um Arbeiten anderer Familienforscher ergänzt wurden, trug er zum Verständnis der persönlichen Hintergründe vieler mitteldeutscher bekannter Persönlichkeiten bei.

Stoye, der selbst keine Familie gegründet hatte, starb kinderlos. Er verfügte testamentarisch die Gründung einer Stiftung, die seinen Namen tragen sollte. Er gab ihr die Aufgabe, seine Arbeiten zu pflegen und Weiterführendes zu fördern.

Die Stiftung Stoye, Sitz Marburg, wurde am 12.11.1991 errichtet. Sie ist eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts, in Nachfolge der seit 1971 in der Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung bestehenden unselbständigen Stiftung gleichen Namens. Zweck der Stiftung ist die genealogische Erfassung von Familien und Geschlechtern im mitteldeutschen Raum. Der Stiftungszweck wird vorzugsweise durch eine eigene Schriftenreihe erfüllt, in der bisher unveröffentlichtes Quellenmaterial bekannt gemacht wird, das dem Stiftungszweck dienlich ist und sich vor allem an Historiker, insbesondere Genealogen, wendet. Diese Veröffentlichungen werden kostenlos an öffentliche Bibliotheken, Archive und genealogische Vereine im deutschen Sprachraum abgegeben. Sie sind über den Buchhandel zu beziehen.

(Quelle: www.stiftung-stoye.org)