Die Kämpfe der Geister – eine weitere Geschichte aus Hexe, Werwolf und Vampir
Auf der Straße zwischen Schleusingen und Hildburghausen, die durch einen Wald führt, erblickte man bisweilen zwei gespenstische Kämpfer, die verzweifelt aufeinander loshieben, bis der eine sank und der andere verschwand.
Die beiden sollen, der allgemeinen Sage nach, die ruhelosen Geister zweier Hildburghäuser Bürger sein. Der eine schuldete dem anderen eine gewisse Summe Geldes, die dieser aber niemals zahlte. Darauf schwur der Gläubiger, er wolle dem Schuldner das Geld einst vom Leibe schlagen. An oben genannter Stelle trafen die beiden aufeinander. Sogleich entbrannte ein Kampf auf Leben und Tod. Nachdem beide heftig miteinander gekämpft hatten, gelang es dem Gläubiger seinen Widersacher niederzustrecken und zu erschlagen. Den blutigen, zerhauenen Leichnam verscharrte er an der Stelle des Totschlags. Dann kehrte er nach Hildburghausen zurück. Doch das Gewissen ließ ihm keine Ruhe. Er kehrte in den Wald zurück und erhing sich über dem Grab des Erschlagenen. Als man seinen Leichnam fand, vergrub man ihn an der grausigen Stelle.
Doch beider Geister fanden keine Ruhe. Noch im Tode gingen sie aufeinander los. Der Kampf der beiden Geister währte mit großem Ungestüm oft halbe Nächte hindurch oder von Mitternacht an bis zum ersten Hahnenschrei. Ein Zufall wollte es, daß der Leichnam des Erschlagenen aufgefunden wurde. Man grub ihn aus und setzte ihn in geweihter Erde bei. Von da an hatte der Spuk ein Ende.