Hexe, Werwolf und Vampir – Leseproben – Teil 2
Zu den bekanntesten Teufelssagen Thüringens gehört zweifellos jene vom Teufelsbad am Schneekopf. Hier erschien der Teufel einem Holzfäller, der am Schneekopf Bäume zu fällen hatte, als Reiter, der in einem roten Mantel eingehüllt war und eine lange Hahnenfeder auf dem Kopf trug.
„Ich möchte rasch ein Bad nehmen,“ sagte der Reiter, „zeig mir schleunigst eine Gelegenheit, wo ich mich ins Wasser Stürzen kann.“
„Herr,“ antwortete der Holzfäller, „hier sind nur Sumpflöcher, die taugen nicht zum Baden.“
Aber der Reiter bestand auf seinem Band, und da bereits der Mond aufgegangen war, nahm der Holzfäller das Pferd am Kopf und führte es zu den Morästen.
Dort sprang der Reiter aus dem Sattel, warf seinen Mantel ins Gebüsch und ließ sich klatschend in das erste beste Sumpfloch fallen.
Das zischte auf wie ein Eimer kalten Wassers, in den man eine glühende Kohle wirft, und schlug in trüben Wellen über dem fremden Reiter zusammen.
Der Holzhauer glaubte, daß der Mann verloren sei, und wollte das Weite suchen. Da tauchte der Badende aber wieder auf und arbeitete sich ans Ufer. Im Handumdrehen steckte er in den Kleidern, nahm den Mantel und schwang sich auf sein Pferd.
„Da, Alter,“ sagte er dabei, „da hast du ein Trinkgeld. Heb es gut auf, denn so etwas bekommst du nicht alle Tage. Es ist ein Hecktaler, der sich ganz von selbst vermehrt.“
Wie der Sturm brauste er alsdann davon, und dabei leuchtete sein Mantel wie ein rotes Licht, während es zwischen den Hufschlägen des Pferdes wie helles Höllenlachen klang.
„Das war niemand anderes als der Teufel,“ rief da der Holzhauer, warf den Hecktaler von sich und lief schnurstracks nach Hause. Jene Sumpflöcher aber heißen seit der Zeit die Teufelskreise, und das tiefste von ihnen ist das Teufelsbad. Wenn da ein Mensch hineinfällt, der kommt nicht wieder heraus, der versinkt und geht dabei elendig zugrunde.