Tag des Buches, der Reinheit und der Ritter

Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn die Superlative kommen in einem ganzen Haufen daher. Zu nennen wären da: der Welttag des Buches, der Tag des deutschen Bieres und der Tag des Schutzpatrons aller Ritter Sankt Georg. Sehen wir ein wenig in die Geschichte.
Als die UNESCO, die UN-Organisation für Kultur und Bildung, im Jahre 1995 den 23. April zum „Welttag des Buches“ erklärte, ließ sie sich von einem katalanischen Brauch inspirieren, nach welchem zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher verschenkt werden. Seitdem gilt dieser 23. April als weltweiter Feiertag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren. Doch nicht nur das. Der 23. April ist der Todestag von William Shakespeare (auch sein Geburtstag) und Miguel de Cervantes. Seit 1996 wird der „Welttag des Buches“ in Deutschland gefeiert. Als Verleger empfehle ich deshalb für heute den Kauf eines Buches.
Oft vergessen und geschmäht wird dabei der Tag des deutschen Bieres, wahrscheinlich weil er zu „volkstümlich“ ist und hauptsächlich von Bier trinkenden Männern gefeiert wird, die obendrein kaum lesen (unbewiesenes Vorurteil!). Böse Zungen behaupten aber, weil dieser Tag auf die Bayern zurückgeht. Denn am 23. April 1516 verkündeten die bayerischen Herzöge in einer Landesverordnung u. a. die Reinheit ihres Bieres (Gerste, Hopfen und Wasser). Daraus entstand unser deutsches Reinheitsgebot. Just vor 11 Jahren ließen allerdings ein paar patriotische Thüringer die Bombe vom ältesten Reinheitsgebot für das Bierbrauen auf thüringischem Boden platzen und ernteten von überall her großes Lob. Zum einen wegen ihres Wagemutes (Wer legt sich schon gern mit den Bayern an?) und zum anderen wegen der kulturellen Sensation. Doch die Freude über das in den Stadtstatuten der Landgrafenstadt Weißensee (und ausgerechnet von mir) entdeckte Reinheitsgebot in der „Statuta thabernae“, den Wirtshausregeln von 1434, dauerte nicht lange. Großer Protest aus den Südstaaten folgte, das Thüringer Reinheitsgebot wurde „bekämpft“. Selbst Uschi Glas warf sich für ihren Freistaat ins Zeug. Auf die Frage, was ihr an Bayern am besten gefalle, antwortete sie: Unser Reinheitsgebot! Das nenne ich Patriotismus! Aber immerhin schaffte es das Weißenseer Reinheitsgebot in die Annalen der Biergeschichte und auch die dortige Ratsbrauerei braut seitdem Bier. An dieser Stelle, fällt mir ein, könnte man den Kauf eines Brauereiführers empfehlen… oder doch lieber einen Kasten Bier? Am besten beides.
Last but not least. Wäre da noch der Tag der Ritter. Heute ist auch der Georgstag („Georgi“), der Festtag zu Ehren des heiligen Georg, des frühchristlichen Märtyrers aus Kappadokien und Schutzheiligen der Ritter. Der zu den 14 Nothelfern zählende Heilige ist Patron vieler Orte – und seit 1222 der Schutzpatron von England. Deshalb feiern die Engländer ihren St. Georgsday. Allein in England wurden dem ritterlichen Märtyrer, über dessen Leben allerdings kaum verlässliche Daten existieren, über 160 Kirchen geweiht. Richard Löwenherz erkor ihn zu seinem persönlichen Schutzherrn. Sankt Georg, der Drachentöter, stets als Ritter mit Lanze dargestellt, der den Drachen tötet, wurde zum Schutzpatron der Ritter.
Doch dieser Welttag des Buches, der Reinheitsgebote und der Ritter hat für mich noch eine andere Bedeutung: Er zeigt mir seit einigen Jahren aufs schmerzlichste, daß ich wieder ein Jahr älter geworden bin… Doch was soll`s. Ich lese heute nicht, ich trinke heute Bier!
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen schönen 23. April 2009.
Ihr Michael Kirchschlager