Aug 22 2016

Die Schlange und der Frosch – eine Fabel

Eines Tages sah eine kleine Ringelnatter einen großen Frosch. Den schnappe ich mir, dachte die Ringelnatter und biß blitzschnell zu. Sie erwischte den Frosch an einem Hinterbein und versuchte ihn aus dem Wasser zu ziehen, da sich ihr Leib noch an Land befand. Der große Frosch sog viel Luft ein und blähte sich auf. Das wird dir nichts nützen, dachte die Ringelnatter und begann das Bein zu verschlingen. Nun fing der Frosch zu klagen an und sein Quak, Quak, Quak klang erbärmlich. Doch die Ringelnatter wollte nicht von ihrer großen Beute lassen. Der Kampf um sein Leben ließ den Frosch bitten, betteln und schimpfen. Es nützte ihm nichts. Die Schlange, es war ja auch eine kleine Schlange, brauchte den ganzen Tag, um den Frosch zu verschlingen. Als auch das letzte Bein in ihrem Maul verschwunden war, zog sich die Ringelnatter an Land zurück und kroch in ihr Nest. Doch anstatt sich genüßlich ihres Mahles zu erfreuen, blähte sich ihr Bauch auf und sie zerplatzte.


Aug 18 2016

Der tote Wal – eine Kurzgeschichte

Um die Wale zu täuschen, hatten die Männer den Rumpf ihres Bootes blaugrau gestrichen und kaum war die Farbe getrocknet, meldeten die ersten Beobachter Rückenflossen und Fontänen. Mit spitzen Harpunen und freudigen Gesichtern stieß man in See.

Tage vergingen, Wochen vergingen. Nach drei Monaten schickten die Frauen der Walfänger ihre Kinder an den Strand, um Ausschau nach den Männern zu halten. Eines Tages kam eines der Kinder aufgeregt nach Hause gelaufen. „Ein Wal ist gestrandet,“ rief es, „ein Wal ist gestrandet!“

Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile im ganzen Dorf. Von allen Seiten liefen die Leute herbei, um den angespülten Wal zu sehen. Doch die erste Frau, die des Wales ansichtig wurde, erschrak und ihr Gesicht erblaßte. Vor ihr lag das Wrack eines Bootes im seichten Wasser, kieloben. Der Rumpf leuchtete in den Farben eines Wales.