Andrea Kirchschlager – Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1753–1797 – eine Rezension von Peter Unger

Dritter Band der wertvollen Nachschlagewerke erschienen

Kürzlich erschien in der „Schriftenreihe der Stiftung Stoye“ (Marburg an der Lahn) der Band 73, das „Bürgerbuch der Stadt Arnstadt 1753–1797“.Es ist das mittlerweile dritte, von der Historikerin und  Arnstädter Stadt- und Kreisarchivarin Andrea Kirchschlager in dieser Reihe publizierte Arnstädter Bürgerbuch. Umfasste Band 1 den Zeitraum von 1566–1699 (Band 53 der Reihe), so ging es im 2. Band (Band 61 der Reihe) um die Bürgeraufnahmen zwischen 1700–1753. Grundlage dieser, für Historiker, Genealogen und andere Interessierte unentbehrlichen Nachschlagewerke, sind die Bürgerbücher der Stadt Arnstadt. Von diesen sind sechs Exemplare von 1566 bis 1912 überliefert, die sich im Stadt- und Kreisarchiv Arnstadt befinden.

Im neuen Bürgerbuch 1753–1797 sind 2131 Personen verzeichnet, die in diesem Zeitraum als Bürger der Stadt Arnstadt Aufnahme fanden. Das waren durchschnittlich 48 Bürgeraufnahmen im Jahr. Jeder Neubürger hatte zwei Bürgen, darunter auch Verwandte. Neben einem differenzierten Bürgergeld musste jeder 18 Groschen für einen Ledereimer zum Feuerlöschen entrichten. Bürgerrechte konnten durch Geburt, Heirat, Erbschaft, Erwerb von Haus- und Grundbesitz oder durch Aufnahme erworben werden. Den Bürgereid leistete man im Beisein der zwei Bürgen im Rathaus. Bürger zu werden, begehrten nicht nur Einheimische, sondern auch Auswärtige aus Nah und Fern.

Wie bei den bereits erschienenen Bänden, wurden für die Erarbeitung des neuesten Buches wiederum die seit 1583 überlieferten Kirchenbücher sowie weitere Quellen und Literatur zur Ergänzung der Personenangaben herangezogen. So verzeichnet auch dieses Bürgerbuch in den Kirchenbüchern recherchierte Daten über Geburt/Taufe, Heirat, Tod/Begräbnis und verwandtschaftliche Verbindungen. Daneben lassen sich eine Auswanderung nach Amerika, ein „liederlicher Lebenswandel“ oder Teuerung mit einhergehender Hungersnot nachweisen. Hinzu kommen Unglücksfälle und andere tragische Ereignisse, wie Krankheiten oder Selbstmorde. Das verhalten bei Letzteren mag ein Beispiel auf S. 36 (Nr. 118) verdeutlichen. Es ging um Juditha Salome Frosin, die im November 1778 mit 57 ½ Jahren starb. Sie war am 25.11., vormittags 11 Uhr: „[…]in dem auf der Kirchgaße nahe bey der Oberkirche gelegenen grosen Brunnen todt gefunden worden. Sie war zwar alsobald aus dem Brunnen herausgezogen und da sich ihr Ehemann ihrer nicht annehmen wollte, in das an der erfurter Mauer gelegene Todtengräbers Wohnhaus gebracht und an ihr alle mögliche Mittel gebraucht, ob in ihr noch einiges Leben sein mögte; Alleine da, sie im Waßer völlig erstickt und würcklich todt war, alle Mittel umsonst angewendet waren; So ist sie hernach [… am 27.11.1778 …] früh in der Stille auf Kosten ihres Ehemanns, auf dem Gottesacker [Alter Friedhof] an einem abgelegenen Ort daselbst begraben

[worden]

.“

Für stadtgeschichtliche Forschungen besonders interessant sind das Register der Straßennamen/Wohnplätze und das Sachregister. Zudem ermöglichen Personen,- Berufs- und Ortsregister eine sichere Orientierung und Handhabe des wertvollen, 463 Seiten umfassenden Buches mit Festeinband (ISBN 978-3937230-34-4, Preis 29,80 €).

So ist der versierten Forscherin Andrea Kirchschlager, ein weiteres Standardwerk zur Arnstädter Stadtgeschichte gelungen, das für vergleichbare Arbeiten zukünftig neue Maßstäbe setzt, ebenso, wie die beiden, bisher erschienen Bände. Herzlichen Dank dafür!